„Das neue Fahrzeug ist auch sofort einsatzbereit“, so Kommandant Kilian Hager, „denn sechs unserer Kameraden haben gerade eine diesbezügliche zweitägige Schulung in Ulm durchlaufen und sind fit im Umgang mit der neuen Drehleiter“. Hinzu kommen weitere zwölf Floriansjünger, die bereits im Vorfeld die Schulung zum „Leiter Maschinisten“ durchlaufen haben, sodass jetzt 18 Mann der Kieferer Wehr das neue Einsatzfahrzeug bedienen und damit sofort loslegen können. Und schon ab dieser Woche werden weitere Einsatzkräfte intensiv an dem Fahrzeug geschult, deren Einsatzmöglichkeiten in Theorie und Praxis getestet und auch Alarmierungsübungen absolviert.
Vorfreude und neue Herausforderungen
Der Kommandant berichtet von der Vorfreude seiner Mannschaft aber auch von den neuen Herausforderungen und Aufgaben, die auf die Blauröcke zukommen. Mit einer Ausfahrhöhe des Korbers auf 32 Meter „können wir jetzt nahezu jedes Feuer hier in der Region auch von oben bekämpfen und die Rettung von Personen aus höheren Gebäuden wird uns deutlich erleichtert“, weiß der Kommandant. Nicht nur für ihn „ist es ein Festtag, denn wir haben lange auf das Fahrzeug gewartet. Doch das ist jetzt vorbei und wir können endlich starten“.
Die neue Drehleiter ist 360 Grad drehbar und in dem Korb haben bis zu vier Personen Platz, maximal trägt er 400 Kilogramm. Das letzte Stück der Drehleiter kann sogar leicht abgesenkt werden, sodass eine bessere Feuerbekämpfung möglich ist und auch die Personenrettung wird dadurch erleichtert. Neben den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Drehleiter bei Übung und Einsatz besteht dann unter anderem auch für die Bauherren zukünftiger Bauvorhaben, soweit die Bayerische Bauordnung das zulässt, die Möglichkeit, sich auf die Sicherstellung eines geforderten zweiten Rettungsweges durch eben dieses neue Rettungsgerät der Feuerwehr beziehen zu können. Somit würde dann auch die kostenintensive Verpflichtung zur Errichtung eines zweiten baulichen Rettungsweges durch den Bauträger entfallen. Gekostet hat das neue Fahrzeug exakt „690 222 Euro“, rechnet Kilian Hager vor. Aus dieser Summe können dann noch Förderung und Zuschüsse durch den Freistaat und den Landkreis abgezogen werden, sodass sich eine reale Belastung von etwa 270 000 Euro für die Gemeinde ergibt.
Bei der Vorstellung dieses außergewöhnlichen Fahrzeugs vor dem neuen Feuerwehrhaus ergab sich auch für die vielen neugierigen Zuschauer die Möglichkeit, mit der neuen Drehleiter in luftige Höhen gefahren zu werden. Nicht alle machten davon Gebrauch, doch so ein Ausflug hat auch seine Reize, wie der OVB-Berichterstatter erleben durfte. Relativ gesehen sind 30 Meter vielleicht nicht viel. Die aber in luftiger Höhe zu genießen, ist schon was anderes.
Der Rettungskorb mit gerade mal einem Quadratmeter Grundfläche und besetzt mit vier gestandenen Mannsbildern bietet nicht viel Platz. Aber den braucht man auch nicht, so hoch über den Köpfen der Besucher und den Häusern der Anlieger. Alle Bewegungen sind dort oben sehr vorsichtig und eher verlangsamt, vor allem aber durchdacht. Der Korb, wie auch die Stimmung darin, schwankte, von reinem Enthusiasmus bis hin zu eher zurückhaltender, vorsichtiger Freude.
Deutliches Knacken und Überraschungsrufe
Als dann auch noch der Korb in die etwas waagrechtere Rettungsposition gefahren wurde, gab’s nicht nur ein kräftiges, stählernes Knacken, sondern auch deutlich gehörte Überraschungsrufe bei den Mitfahrern. Die rund fünf Minuten in dieser Höhe machen was mit einem. Die Zeit verlangsamt sich, die Bewegungen auch und selbst die Wahrnehmungen nach unten, oben oder in die Weite sind intensiver und nachhaltiger. Als sich dann der Korb, sicher durch die Männer unten am Fahrzeug gesteuert, so langsam wieder hinab bewegte, empfand ich dann doch eine gewisse Erleichterung. Auf dem Boden der Realität und dem asphaltierten Vorplatz der Feuerwehr gelandet, überwog aber ganz klar die Freude um dieses großartige Erlebnis, das sicher nicht nur mir unvergesslich bleiben wird.
Bericht: Franz Hoffmann (OVB)